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Alle Antworten von: SPD

Für was haben Sie sich als Jugendliche oder Jugendlicher engagiert?

Markus Herbert Weske

Meine ersten politischen Gehversuche waren solche im wahrsten Sinne des Wortes und nicht ganz freiwillig: Meine Schwester musste auf mich aufpassen und hatte mich notgedrungen im Gepäck; so wanderte ich seit Anfang der 1980er Jahre bei den großen Friedensdemonstrationen und Ostermärschen mit. Mit 15 trat ich dann bei den Falken ein, um genau zu sein nach meinem ersten Zeltlager (inzwischen sind es etwas über 30). Als Vertreter der Falken durfte ich dann Anfang der 1990er im Jugendringvorstand mitarbeiten. Meine Schwerpunkte waren der Aufbau des Jugendringes in Düsseldorfs Partnerstadt Chemnitz und der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. 1991 gründeten wir gemeinsam mit vielen anderen Organisationen den Düsseldorfer Appell, dessen erster Sprecher ich war. Wir organisierten auf der Kö die Lichterkette gegen rechte Gewalt und bauten das Fan-Projekt mit der Unterstützung der Toten Hosen auf, durch deren Hilfe damals über 500.000 DM dem Düsseldorfer Appell zur Verfügung standen.

Was ist aktuell die größte Herausforderung für junge Menschen?

Markus Herbert Weske

Junge Menschen haben in den vergangenen zwei Jahren eine Krisenzeit durchgemacht. Vergessen wir nicht: Jugend ist kein Trainingslager für das Erwachsenwerden. Es ist eine Lebensphase, in der jeder junge Mensch einen Schatz an Erfahrungen und an Erinnerungen sammelt, die durch nichts, was später noch kommen mag, aufgewogen wird.
Erst wenn man das bedenkt, kann man ermessen, wie groß der Verzicht ist, den Jugendliche und junge Erwachsene geleistet haben. Deshalb sind wir es der jungen Generation jetzt schuldig, ihre Zukunft, ihre Hoffnungen, ihre Probleme und ihre Erwartungen in den Mittelpunkt zu stellen. Genau das will ich tun.
Den meisten jungen Menschen ist der Umwelt- und Klimaschutz sehr wichtig, und sie möchten in einer gerechten und solidarischen Gesellschaft leben. Aber ihre Alltagssorgen kreisen um Bildung und Ausbildung sowie um bezahlbares Wohnen und Mobilität. Manchmal ist Politik auch relativ einfach. Wenn wir dafür sorgen, dass sich die Hoffnungen der Jugendlichen erfüllen, dann lösen wir die wichtigsten Probleme unseres Landes.

Oliver Schreiber

Während Corona jung zu sein finde ich sehr herausfordernd. Treffen mit Freund*innen, Feiern, Sport, Musik, Engagement, Reisen – ganz viel ist in den letzten 2 Jahren einfach ersatzlos ausgefallen. Die allermeisten jungen Menschen haben sich trotzdem sehr solidarisch verhalten. Vielen Dank dafür! Jetzt muss Politik auch dafür sorgen, dass ihr einen Teil dieser verlorenen Zeit nachholen könnt. Diskutiert wird oft leider nur über den versäumten Unterrichtsstoff. Genauso wichtig ist es aber, endlich in der Freizeit wieder durchstarten zu können.

Langfristig ist die größte Herausforderung ganz klar der Klimawandel. Junge Menschen werden am meisten unter den Folgen zu leiden haben. Und ohne euer Engagement, geht beim Klimaschutz nichts voran. Euer Engagement ist und bleibt dafür super wichtig!

Wo in Ihrem Programm merkt man, dass Ihre Partei Kinder und Jugendliche ernst nimmt?

Oliver Schreiber

Als SPD wollen wir eine „einmischende Kinder- und Jugendpolitik“. Das heißt: Junge Menschen sollen nicht nur ihr Stück vom Kuchen abbekommen. Sie sollen auch das Rezept mitbestimmen. Wir werden dafür unter anderem einen Kinder- und Jugendcheck für alle Gesetze einführen, damit das Parlament immer die Frage beantworten muss: Welche Folgen hat unsere Entscheidung für die nächste Generation? Und wir werden die Selbstständigkeit von Kindern und Jugendlichen verbessern, z.B. mit einem kostenlosen ÖPNV-Ticket für alle Schüler*innen, einem günstigen Azubi-Ticket, einem kostenlosen Büchereiausweis und einer vom Land finanzierten Jahresmitgliedschaft im Sportverein für alle Kinder und Jugendlichen.

Wie soll Schule in fünf Jahren in NRW aussehen?

Annika Maus

In fünf Jahren gibt es an allen Schulformen mehr Lehrkäfte und weniger Unterrichtsausfall – z. B. weil alle das gleiche Geld für ihre Arbeit bekommen. Es gibt mehr Schulsozialarbeiter*innen, Alltags- und Inklusionshelfer*innen, die Lehrkräfte entlasten und alle Schüler*innen auch über den Unterricht hinaus individuell unterstützen – damit nicht der Geldbeutel der Eltern über den Lebensweg eines Kindes entscheidet. Es werden weniger Klassenarbeiten geschrieben, weil wir erkannt haben, dass der ständige Leistungsdruck die Entwicklung junger Menschen ausbremst statt fördert. In 5 Jahren haben wir unsere Lehrpläne ausgemistet: Dann geht es im Unterricht nicht mehr nur um Kurvendiskussionen, sondern auch darum, wie wir unsere Umwelt schützen können, wie wir unsere Demokratie stärken und auch um ganz Praktisches – z. B. wie man einen Vertrag abschließt.

Markus Herbert Weske

Alle Kinder und Jugendlichen müssen alle Chancen haben! Damit es in der Bildung aber gerecht zu geht muss Bildung kostenlos sein – von der Kita bis zur Uni. Ob ein Kind in die Kita geht oder in der Schule ein warmes Essen bekommt, darf eben nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein. Damit Bildung in den Schulen überhaupt stattfinden kann, brauchen wir ausreichend Lehrerinnen und Lehrer. Aber gerade an den Grundschulen herrscht oft Personalmangel. Vor allem, weil eine Grundschullehrerin über 600,- Euro weniger verdient als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und das will ich ändern.

Oliver Schreiber

In 5 Jahren sollen alle Schulen im 21. Jahrhundert angekommen sein – mit Smartboards, Highspeed-Internet, Tablets, aber auch mit modernen Schulgebäuden und grünen Schulhöfen, die zum Lernen und Leben einladen. Schulsozialarbeit und offener Ganztag müssen dann an jeder Schule selbstverständlich sein. Außerdem sollen die Lernpläne ausgemistet sein: Was brauchen Kinder und Jugendliche wirklich für ihre Zukunft? Welche Lerninhalte passen noch in die Zeit? Bei diesen Fragen müssen die Schüler*innen selbstverständlich mitreden. Damit gibt es dann (hoffentlich) mehr Zeit für Qualität im Unterricht und mehr Raum für selbstbestimmtes Lernen.

Welchen Aspekt des Klimaschutzes, den Ihre Partei verpennt hat, möchten Sie im Landtag als erstes angehen?

Oliver Schreiber

Die industrielle Massentierhaltung ist nicht nur schrecklich für die Tiere, sie ist auch ein echter Klimakiller. Ich kann nicht verstehen, warum die Politik bislang nicht durchgreift, um die Haltungsbedingungen für Tiere zu verbessern: Mehr Platz, kürzere Transportwege, längere Lebensdauer, frische Luft – das muss sich regeln lassen. Immerhin: Das schreckliche Kükenschreddern hat die neue Bundesregierung endlich verboten. Weniger Massentierhaltung heißt weniger Leid für die Tiere und weniger CO2-Ausstoss. Daran will ich gerne mitarbeiten!

Bildung, Arbeitsmarkt, bezahlbarer Wohnraum – wie kann Ihre Partei die gleichen Chancen und Zugänge für alle Menschen garantieren?

Annika Maus

Gleiche Chancen für alle – das heißt, dass ich mich in allen Bereichen für mehr Unterstützung da einsetze, wo die Startbedingungen schlechter sind als bei anderen. Z. B. setze ich mich ein für moderne Schulgebäude und den Ausbau des offenen Ganztags. Wenn alle jungen Menschen gemeinsam lernen, ihre „Hausaufgaben“ machen können und im Anschluss vielleicht noch gemeinsam einen Sportverein besuchen, sorgt das für bessere Startbedingungen auf dem Bildungsweg und auf dem Arbeitsmarkt für diejenigen, die Zuhause vielleicht nicht so gut unterstützt werden können.
Ich finde, Wohnen ist ein Grundrecht. Deshalb lasse ich mir nicht von großen Investoren auf der Nase herumtanzen. Bezahlbaren Wohnraum schaffen wir, in dem wir wieder mehr Wohnungen durch Kommunen und Genossenschaften errichten lassen oder sie in deren Besitz bringen. Ich setze ich dafür ein, dass das Land hier den Kommunen unter die Arme greift.

Stichwort Wahlalter: Ab welchem Alter sollten Menschen bei der Landtagwahl ihre Stimme abgeben dürfen und warum?

Annika Maus

Ab 16 Jahren. Ich war mit 16 Jahren längst politisch interessiert und hatte eine klare Meinung darüber, was ich richtig fand und was nicht. Die Argumentation vieler Konservativer, junge Menschen wären noch nicht reif genug, halte ich für falsch. Mit 16 Jahren gehen viele junge Menschen noch zur Schule. Welch großartige Möglichkeit wäre es, wenn sie sich gemeinsam auf ihre erste Landtags- oder Bundestagswahl vorbereiten könnten. Demokratie lernt man nicht durch reine Theorie, sondern in der Praxis. Ich hätte mir damals gewünscht, meiner Meinung auch an der Wahlurne Ausdruck verleihen zu können. Ich will das für alle jungen Menschen möglich machen.

Markus Herbert Weske

Ganz klar: Ab 16 Jahre, genau wie bei der Kommunalwahl. Es ist mir schleierhaft, wieso 16- und 17jährige in Düsseldorf die Oberbürgermeisterin bzw. den Oberbürgermeister wählen dürfen, bei den Landtagswahlen aber nicht die oder den Abgeordneten, die oder der sie im Parlament vertreten soll. Dass sie für die eine Wahl „reif“ genug sind, für die andere aber nicht, ist doch Unsinn. Das sehen übrigens auch meine sieben- und zehnjährigen Söhne genauso.

Wie stellen Sie sicher, dass Kinder und Jugendliche politisch mitbestimmen können?

Annika Maus

Kinder und Jugendliche haben andere Bedürfnisse als Erwachsene und die sind nicht weniger wichtig, sondern genauso viel wert. Jugendliche sollen ab dem 16. Lebensjahr das volle Wahlrecht erhalten und können so bereits an der Wahlurne mitbestimmen. Aber auch junge Menschen unter 16 Jahren haben eine Stimme. Wir werden deshalb mit Kindern und Jugendlichen gemeinsame eine übergreifende Kinder- und Jugendstrategie erarbeiten. Mein Ziel ist es, die Interessen junger Menschen überall, wo Politik entscheidet, zu berücksichtigen – und zwar nicht, indem Erwachsene darüber bestimmen, sondern indem sie selbst zu Wort kommen. Das wollen wir z. B. durch die Einrichtung eines Expert*innenrats von Kindern und Jugendlichen und über Befragungen in Schulen und KiTas umsetzen. Außerdem wird es für jedes Gesetzesvorhaben einen Kinder- und Jugendcheck geben, der die Auswirkungen auf junge Menschen berücksichtigt. Dafür werden wir die finanziellen und personellen Mittel zur Verfügung stellen.

Wie kann die Verkehrswende in NRW gelingen?

Markus Herbert Weske

Wir müssen dringend landesweit den Linien- und Schienenverkehr ausbauen! Sowohl die Strecken, damit die Güter statt mit dem LKW mit den Zug transportiert werden, als auch die Taktung, damit die Menschen zeitnah und verlässlich mit Bus & Bahn zur Schule, zur Ausbildung oder zur Arbeit kommen können.
Für Düsseldorf gilt ganz besonders, dass wir das Radwegenetz deutlich ausbauen. Nur so steigen die Menschen häufiger auf’s Rad. Das entlastet die Straße, spart Energie und ist gut für Mensch und Umwelt.

Rechtsextreme Chatgruppen, Hanau, Halle, NSU – was werden Sie gegen Rassismus und Antisemitismus tun?

Annika Maus

Rassismus und Antisemitismus sind nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall – sie existieren in allen gesellschaftlichen Strukturen. Hinter dieser für viele sehr unbequemen Aussage stehe ich! Diese Erkenntnis muss aber in den Köpfen möglichst vieler Menschen sein – ganz besonders, wenn sie den Staat vertreten. Dazu brauchen wir drei Dinge: 1. Unabhängige Antidiskriminierungsbeauftragte in allen Behörden, Schulen und bei der Polizei, die als Ansprechpersonen für Betroffene fungieren, sie ernst nehmen und so erst messbar machen, von wie vielen Fällen wir eigentlich sprechen, 2. Strukturen, die ganz klar Konsequenzen in diesen Fällen aufzeigen und Unterstützung für Betroffene anbieten, 3. Sensibilisierung – am besten bereits in allen Studien- und Ausbildungsgängen – z. B. in den Verwaltungen, der Lehrkräfteausbildung, im medialen Bereich oder bei der Polizei.

Oliver Schreiber

Rassismus und Antisemitismus müssen wir überall und jederzeit bekämpfen. Das ist für mich ein Herzensanliegen. Dafür gehe ich regelmäßig auf die Straße. Besonders gefährlich ist rechtsextremes Verhalten im Staatsdienst. Darum setze ich mich ein für eine unabhängige Untersuchung rechtsextremer Einstellungen bei der Polizei und eine unabhängige Beschwerdestelle, die Bürger*innen bei Konflikten mit der Polizei zur Seite steht. Auch die Präventionsarbeit in der Aus- und Fortbildung der Beamt*innen muss ständig verbessert werden. Das Ziel dabei: Alle Bürger*innen müssen den Vertreter*innen unseres demokratischen Staates und ganz besonders der Polizei zu 100% vertrauen können – egal wie sie aussehen oder heißen, woran sie glauben oder wie alt sie sind.